Das Aufgebot: Niklas Wissemann, Nico Jakob, Eric Poos, Max Löber, Sven Eubel, Matthias Tropmann, Lars Draude, Andre Itter, Nico Karwath, Robin Greif, Moritz Ritter, Florian Wrobel, Christian Löber, Niklas Michels

In der Vorbereitung wurden alle Spiele verloren, hier ging es aber fast immer gegen Gruppenligamannschaften, was nicht ganz so glücklich war. Auch Coach Sebastian gab beim Abschlusstraining zu, dass es vielleicht besser gewesen wäre, sich mit einer komplett neuen Mannschaft gegen leichtere Gegner einzuspielen.

Obwohl auch das schwierig geworden wäre, denn bei dem unglaublich dünnen Kader wiegt jeder Ausfall doppelt und nicht einmal standen in den Spielen alle Spieler zur Verfügung. Doch auch wir als fast „außenstehende“ spürten irgendwie, das sich gegenüber dem Vorjahr was verändert hat. Im Schnitt waren 20,7 Spieler im Training, eine Zahl, die in den letzten Jahren nie erreicht wurde.

Auch hat man das Gefühl, als wenn ein neuer Geist, ein richtig guter Geist, durch die SG weht. Die Atmosphäre eine komplett andere, man arbeitet im Training konzentriert, verliert dabei aber nie den Spaß. Die Erwartungen bei den Fans aber eher gedämpft, beide Trainer glauben jedoch fest an ihr Team und ihren Qualitäten. Klar ist, dass es nur gemeinsam, im Kollektiv, geht und selbst dann wird es brutal schwer.

Gleich im ersten Spiel gegen einen der Topfavoriten der Klasse ran zu müssen, wo eine höhere Niederlage durchaus im Bereich des Möglichen ist, ist ein echtes Brett. Aber man hat nichts zu verlieren, den jeder, die die Ergebnisse von Besse ein bisschen verfolgt hat, rechnete mit einer Niederlage.

Vom ohnehin kleinen Kader fielen mit Serhat und Jan noch zwei Kicker für den Saisonauftakt aus, aber selbst das brachte Sebastian und Matthias nicht aus der Ruhe. Jetzt muss eben der Geist vom Waldstadion helfen, wie 1954 der „Geist von Spiez“. Außerdem war für den Spieltag auch noch Regen gemeldet, also „Fritz – Walter - Wetter“.

Das könnte und sollte für uns ein Vorteil sein, denn auf schwerem Boden sind Tugenden wie Kampf, Einsatz und Leidenschaft gefragt, da kann man einen „Großen“, einem absoluten Favoriten, schon einmal eher Paroli bieten und vielleicht sogar niederringen.

Wir wissen nicht, ob unsere Spieler das Wunder von Bern kennen, auch nicht, ob ihnen der Geist von Spiez was sagt. Am lautstarken Anfeuern in der Kabine konnte man aber hören, das sich unsere Kicker was vorgenommen hatten. Auch konnte man in den Augen von Moritz und seinen Mitspielern das gewisse Funkeln erkennen, man war bereit Großes zu leisten.

Dazu waren in der Vorwoche noch unsere Scouts beim letzten Testspiel in Besse, konnten so dem Trainerteam wichtige Tipps geben. Die ausgefeilte Taktik von „Butsche““ und Matthias ging von der ersten Sekunde, vom Anpfiff an, voll auf.

Alle waren hellwach, der Geist der Musketiere – Einer für alle und alle für einen – wehte durch das Waldstadion und verlieh unseren Kickern förmlich Flügel. Sofort waren alle im Spiel und belohnten sich gleich nach 100 Sekunden. Super wurde der Gegner angelaufen, Andre schnappte sich das Leder, zog einen Sprint an und wurde 28m vor dem Tor gefoult.

Und dann wurde es zum ersten Mal magisch im Waldstadion. Matthias legte sich die Pille hin, streichelte noch einmal zart übers Leder, machte 4,5 Schritte und zirkelte die Pille zum 1:0 über die Mauer genau ins linke obere Eck. Was für ein geiles Tor von „Matthias Harry Potter Tropmann“.

Besse sichtlich konsterniert, fand in der Folgezeit kein Mittel gegen unsere Elf, die unglaublich gut verschob, alle Räume verdichtete und so die Gäste zu langen Bällen zwang. Diese wurden alle eine sichere Beute unserer Defensive.

Fantastisch das Umschaltspiel unserer Kicker in der 06.min. Lars Draude mit einer wunderbaren Balleroberung, schnell und auf den Punkt genau kam der Pass in die Schnittstelle zum unwiderstehlichen Andre. Der setzte sich locker gegen zwei Gegenspieler durch, scheiterte dann leider aus spitzem Winkel am Keeper, vielleicht wäre hier der Querpass besser gewesen, aber kein Vorwurf. Der Favorit mit einer ersten kleinen Möglichkeit in der 08.min, war aber kein Problem für Niklas.

Im Gegenzug der nächste wunderschöne Angriff unserer Mannschaft. Überragend wie Matthias hier antizipierte, den Ball gegen zwei behauptete und wunderbar für Sven Eubel auflegte. Dessen Schuss misslang, aber Andre, schnell wie der Pfeil von Winnetou, setzte nach, eroberte das Leder, spielte zwei Gegner locker aus und wurde im Strafraum böse von den Beinen geholt. Klarer Elfmeter, das hatten sogar die Gäste gesehen, nur nicht der Schiedsrichter.

Das war die erste, aber bei weitem nicht die letzte schlechte Entscheidung vom Schiedsrichter, der wirklich einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Die Fehlentscheidung steckte unser Team weg, alle blieben weiter hochkonzentriert, gewannen fast alle Zweikämpfe mit einer Leichtigkeit, mit dem selbst unsere Edelfans nicht gerechnet hatten.

Lars Draude, auch das „Küken“ Max Löber, wuchsen über sich hinaus, hatten immer den Kopf oben,  liefen unglaublich viele Bälle ab, bolzten nach Balleroberung nicht, sondern zeigten tolle Passstärke im Aufbauspiel.

Nach gut 20 Minuten kam der Favorit etwas auf. Besonders der 17-jährige Mika Seifert zeigte seine tollen Anlagen, riss das Spiel an sich und versuchte, seine Mitspieler mit gescheiten Pässen in Szene zu setzen. Da wurde es ab und an gefährlich, aber überragend, wie sich unsere Kicker immer wieder halfen. War mal einer ausgespielt, kam sofort der nächste zu Hilfe und klärte die Situation.

Die bessere und vor allem schnellere Spielanlage blieb aber weiter bei uns. Eric Poos zauberte in der 26.min einen Traumpass über 48 Meter genau in den Lauf von Andre Itter, der wieder einmal nicht zu halten, stand frei vorm Torhüter, versuchte es dann mit dem linken Schlappen, aber das Leder flog zum Entsetzen vom gesamten Kiloha Anhang über den Kasten.

Zwei Minuten später Nico Karwath mit der Riesenchance, stand nach einem Superpass frei im Strafraum, musste eigentlich nur die Pille ins Eck schieben, wollte es vielleicht zu schön machen und blieb am Torhüter hängen.

Max Löber, der Junge ist auch erst 18 Jahre jung, setzte nach, super und wunderschön sein Schuss aus 17m, aber zwei Millimeter fehlten dem jungen Burschen zum ganz großen Glück. Als Nico dann nach dem fantastischen Zuspiel von Matthias traf, pfiff ihn der Schiedsrichter mit einem Abseitspfiff zurück.

Anstatt einem möglichen 3:0 stand es so zur Pause nur 1:0 und man wusste nicht ob die Körner in der 2. Halbzeit reichen würden. Doch erst einmal kam es anders. Nur wenige Sekunden waren gespielt, als wieder Andre nicht zu halten war, in den Strafraum eindrang und hier gefoult wurde.

Den Elfer kann man geben, obwohl er nicht so klar wie das Foul an Andre in der 1. Halbzeit. Vielleicht war das aber auch eine kleine Konzessionsentscheidung. Nico Karwath verwandelt den Elfmeter eiskalt zum 2:0. Unsere Jungs blieben trotz der eigentlich beruhigenden Führung weiter cool und behielten weiter kühlen Kopf. Die nächste gute Möglichkeit nach 52 Minuten. Erneut die gute Balleroberung, superschnell das Umschaltspiel, Andre mit der Spieleröffnung, wollte dann auf Robin legen, aber hier fehlte die letzte Konsequenz beim Zuspiel.

Der Schiedsrichter weiter unsicher, sorgte für einigen Missmut auf beiden Seiten. Nach gut 65 Minuten wurde Besse stärker, hatte mehr Ballbesitz, aber grandios, wie sich unsere Spieler weiter in jeden Zweikämpfe warfen. Die Körner wurden aber weniger, jetzt konnten die Bälle nicht mehr so festgemacht werden, um Ruhe ins Spiel zu bringen.

Die Chance, um den Deckel drauf zu machen, in der 70.min. Super wieder der unglaubliche Andre, legte herrlich auf für Robin, der zögerte etwas und wurde im letzten Moment mit einer tollen Grätsche gestoppt. Die Gäste warfen jetzt alles nach vorne, nun half uns etwas das Glück bei einem Pfostenschuss und Niklas, der zweimal super reagierte. Eine Minute vor dem Ende doch das 1:2 und wurde das Waldstadion zu einem Hexenkessel.

Der Herzschlag stieg bei allen SG Fans in gefährliche Höhen, jeder sehnte den verdammten Schlusspfiff herbei. Ein Wahnsinn, wie jeder unserer Spieler sich dem Gegner entgegen warf und in den Zweikämpfen die letzten Körner aus den gequälten Körpern holten. 5 Minuten Nachspielzeit zeigte der Mann in Gelb an, das reichte ihm nicht und erlegte noch einmal, getreu nach den „Fifaregeln“ 240 Sekunden drauf.

Als endlich der Schlusspfiff kam, brachen bei vielen alle Dämme und so mancher musste eine oder zwei Tränen verdrücken. Eine Wahnsinnsleistung von einem bombastischen Team, das zeigte, dass die SG KiLoHa endlich wieder auf einem guten Weg ist. Es soll nun keiner euphorisch werden, aber das Team hat gezeigt, was in ihm steckt. Natürlich wird jedes Spiel weiter ein Tanz auf der Rasierklinge, für was anderes ist unser Kader einfach zu dünn. Aber jetzt erst einmal den Sieg genießen, das haben sich alle wirklich verdient.